Kroatien 2025-08-20 14:23 von Jana Harms Drei Brüder, ein Plan, ein Schiff! Die Reise der San Snova: Vom Trockenbau im Garten bis zum fertig Schiff im Hafen Der Familie Šerka aus Kroatien kann in Sachen Bootsbau keiner etwas vormachen. Vater und alle drei Söhne stecken drin – und das ist auch gut so, denn Boote sind ihre große Leidenschaft. Pave, der älteste der drei Šerka-Brüder, stand mit 17 Jahren schon am Steuer der Joan (18 m Länge, 80 Passagiere), auf der sein Vater von 1993 bis 2005 arbeitete. Als der Vater erkrankte, übernahmen die drei Brüder Pave, Tonći und Jožo das Schiff. 2002 entschieden sie sich, noch ein weiteres Schiff zu kaufen, was sich jedoch als große Herausforderung entpuppte, da kein Schiff den Geschmack der drei Brüder und des Vaters traf. So kamen sie zu dem Entschluss, ein eigenes Boot zu bauen – und das Großprojekt „San Snova“ begann 2005. Vier Jahre später, nach zwei Jahren Trockenbau im Familiengarten und zwei Jahren Bau im Hafen von Postira, war das Traumprojekt der Familie Šerka fertig: eine eigene, handgefertigte hölzerne Motoryacht! Die fertige San Snova beim Inselhüpfen in Dalmatien Tradition aus Holz: Wie die Kroaten einst Schiffe bauten Bis in die 1990er-Jahre war der traditionelle Holzschiffbau in Kroatien noch stark verbreitet, vor allem in den Küstenregionen und auf den Inseln. Das handwerkliche Können im Holzbau war tief in der kroatischen maritimen Kultur verwurzelt. Boote aus Holz wurden vor allem für den Fischfang, traditionelle Inselhüpftouren und als kleinere Passagierschiffe genutzt. Diese Schiffe, die oft in kleinen Werften in dalmatinischen Küstendörfern gebaut wurden, spiegelten die enge Beziehung der kroatischen Bevölkerung zur Seefahrt und zur traditionellen Schiffbaukunst wider.Beispiele hierfür sind die Falkuša-Fischerboote aus Komiža auf Vis oder die Gajeta-Boote, die in der Ortschaft Betina nahe Murter gebaut wurden. Letztere dienten als stabile Frachtboote mit Lateinersegeln zur Beförderung von Waren zu anderen Inseln und Küstenorten. Traditionelle Falkuša-Fischerboote in Komiža auf Vis Altes Schiffsmaterial in neuem Glanz In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann sich die kroatische Schiffbauindustrie zu wandeln. Im dalmatinischen Küstenort Krilo Ješenice, der vor allem für seine Sandtransportschiffe bekannt war, wurden traditionelle Sand- und Transportboote nach und nach in charmante Kabinenschiffe umgebaut und fanden ihre neue Nutzung im Tourismus. Abgetrennte Kabinen, Salons, Sonnendecks und Ausstattungsmerkmale wie Toiletten und Duschen (zunächst häufig auf dem Gang zur gemeinsamen Nutzung) ließen schwimmende Unterkünfte entstehen, die mehrtägige Touren von Insel zu Insel ermöglichten. Auch die Linda (Baujahr 1955), welche noch heute für unsere Inselhüpfenflotte fährt, wurde ursprünglich als Transportschiff gebaut und erst nach ihrem Umbau im Jahr 2006 im Tourismus eingesetzt. 1964 nahm der nautische Tourismus durch die Gründung der Marina Punat auf der kroatischen Insel Krk weiter Fahrt auf. Der Ort Punat hatte schon vor dem Tourismus eine Werfttradition. Die dortige Werft stellte zunächst Holzschiffe her und führte Reparaturen sowie Umbauten an Fischerbooten durch. Als eine der ersten Marinas an der kroatischen Adriaküste bot die neu gegründete Marina Punat ihren Besuchern Dienstleistungen wie Bootsliegeplätze, Reparatur, Winterlager und weitere Serviceleistungen. Besonders für ausländische Bootsbesitzer war dies einzigartig, da sie hier unkompliziert anlegen und ihr Boot ganzjährig warten lassen konnten. Das Konzept stieß auf große Nachfrage am internationalen Markt, sodass sich das damalige Jugoslawien in den 1960er- und 70er-Jahren zunehmend dem westlichen Tourismus öffnete. In der Werft werden die Boote durchgecheckt und gewartet Stahl statt Holz – Der Wandel der Baumaterialien Mit der Unabhängigkeit Kroatiens 1991 und dem Ende des Jugoslawienkriegs begann das Land, sich stärker auf die europäische und internationale Schifffahrtsindustrie zu konzentrieren. Zwar geriet der traditionelle Schiffbau infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten vorübergehend in den Hintergrund, doch zugleich gewann die Tourismusbranche an Einfluss und prägte zunehmend die Entwicklung des Schiffbaus. Auch in dieser Zeit entstanden weiterhin neue hölzerne Tourenschiffe – modernisierte Motoryachten mit Komfortkabinen, privaten Bädern und maritimem Charme. Beispiele aus der Inselhüpfenflotte sind die Dare (1996) und die Kapetan Jure (Baujahr 2000), beide vollständig aus Holz gebaut und ausschließlich für den touristischen Einsatz konzipiert.Ab den späten 1990er-Jahren und besonders nach 2000 verdrängte Stahl die traditionellen Holzboote. Kroatische Werften stellten auf den Bau größerer und leistungsfähigerer Schiffe um, die vor allem im Tourismus- und Transportsektor gefragt waren. Stahl wurde zum bevorzugten Material, da es den Anforderungen nach Geschwindigkeit, Größe und Langlebigkeit und damit den wachsenden Ansprüchen der Reisenden entsprach. Gerade Reisende aus Übersee legten Wert auf großzügige Kabinen mit privatem Bad inklusive Dusche sowie auf Lounge-Bereiche, Sonnendecks, Außenbars und elegante Salons. Der Übergang zu Stahlbooten setzte sich bis in die 2000er Jahre fort und gewann mit dem Tourismusboom nach Kroatiens EU-Beitritt 2013 weiter an Dynamik. Mit dem Bau von exklusiven Luxusyachten, komfortablen Ausflugsbooten und zunehmend umweltfreundlicheren Schiffen sicherte sich Kroatien eine Spitzenposition im europäischen Bootsbau. Elegante Luxusyachten aus Stahl erobern Kroatiens Häfen (source: Pixabay) Mit Herz und Holz: Ein Meisterwerk des traditionellen Schiffbaus im Zeitalter des Stahlwandels Zurück zur Familie Šerka: Trotz dieses globalen Trends hin zu Stahl und der Tatsache, dass ein Stahlschiff die günstigere Variante gewesen wäre, entschieden sich die Šerkas, ihre San Snova aus Eichenholz zu bauen. Die Liebe zum Holz und die Arbeit mit dem Material überwog. Zudem wollte der Vater Šerka seinen Söhnen die alte Handwerkskunst und sein gesammeltes Wissen als Schiffsbauer vermitteln – im Bewusstsein, dass diese Tradition kurz vor dem Aussterben stand. Ein massives Holzschiff bekommt man natürlich nicht nur zu viert fertig. Die Familie und viele enge Freunde halfen dabei, die San Snova zu bauen. Nachdem die Planungsphase – in der neben dem Design auch Punkte wie Hydrodynamik, Stabilität und Sicherheit berücksichtigt wurden – abgeschlossen war, ging es an den Bau. Spante für Spante entsteht das Skelett des Schiffes Bei vielen Bauschritten ist Teamarbeit gefragt Damit die Planken den Witterungseinflüssen standhalten, müssen sie sorgfältig versiegelt werden Der Schiffbau beginnt traditionell mit dem Legen des Kiels – dem Rückgrat des Schiffes. Auf dem Kiel werden anschließend die Spanten aufgerichtet, die das Skelett des Rumpfes bilden. So entstand im Garten der Šerkas nach und nach ein Gerippe in Form eines Schiffes, das schließlich sogar das Wohnhaus überragte. Der nächste Schritt besteht in der Anbringung der Planken. Um die Planken zu biegen, wird das Holz in heißem Wasser oder über Dampf erhitzt, sodass es sich der Form des Rumpfes anpasst. Anschließend werden die gebogenen Planken an den Spanten vernagelt, verschraubt und zusätzlich verklebt, um Dichtigkeit zu gewährleisten. Traditionell werden Zwischenräume mit Kalfatern (Seilfasern, Harz) versiegelt. Es folgen der Bau des Decks und des Aufbaus (Deckshaus, Kabinenwände, Brücke etc.) sowie der Innenausbau, der neben dem Errichten von Schlafkabinen, Aufenthaltsräumen, Bädern und Möbeln auch die Installation von Strom, Sanitäranlagen, Klimatisierung und Sicherheitssystemen umfasst. Der Salon und die Bar im Inneren des Schiffes Auch der Aufbau wird aus Holz gefertigt Handarbeit fordert Fleiß, Geschick und Durchhaltevermögen Auch ein traditionelles Holzschiff benötigt ein modernes Herz und Antriebskraft. Im Maschinenraum wurden daher leistungsstarke Motoren eingebaut, die das Schiff zuverlässig über die Wellen tragen. Dabei mussten Wellen, Propeller und Rudersysteme exakt angepasst werden, damit das Schiff trotz seiner klassischen Bauweise sicher und wendig gesteuert werden kann. Um die Langlebigkeit des Schiffes zu gewährleisten, folgte eine sorgfältige Oberflächenbehandlung. Der Rumpf wurde außen geölt oder lackiert, Deck und Aufbau ebenfalls geschützt, um sie vor Wasser, Sonne und Witterung zu bewahren. Innen wurden Kabinen, Möbel und Paneele geölt, lackiert oder mit Naturharz versiegelt. Vier Jahre vergingen, bis das Schiff vollendet war. Der emotionale Höhepunkt folgte beim Stapellauf: Die San Snova musste 50 Meter bewegt werden, um ins Wasser zu gleiten – ein Unterfangen, das zwei Tage Arbeit erforderte. Es war ein Moment voller Spannung, Stolz und Erleichterung. Die ganze Werft, die Familie und Freunde versammelten sich, um mitzuerleben, wie jahrzehntelanges Wissen, harte Arbeit und ein Kindheitstraum Realität wurden. Der Weg für den Stapellauf wird prepariert Ein großer Meilenstein ist erreicht: Die San Snova läuft vom Stapel Der Rest des Baus erfolgt auf dem Wasser Die stolzen Eltern der Gebrüder Serka Die erste Crew der San Snova: Die Serkas selbst und Freunden der Familie San Snova - Traum der Träume San Snova heißt wörtlich übersetzt „Traum der Träume“. Nomen est omen - die Šerka Söhne träumten schon als kleine Kinder davon, ihr eigenes Holzschiff zu besitzen. Ein wahrgewordenes Bootsbauer-Märchen in Kroatien. Heute gilt die San Snova als eines der letzten großen traditionellen Holzschiffe, die in Kroatien gebaut wurden – ein Symbol für handwerkliches Können, familiären Zusammenhalt und die Leidenschaft, alte Traditionen lebendig zu halten. Die San Snova als wahr gewordener Inselhüpfentraum Heute ist die San Snova sowohl ein Symbol für die Bewahrung kroatischer Schiffbautraditionen, als auch ein beliebtes Schiff für Inselhüpfen Rad- und Schiffreisen in Kroatien. Während der Sommersaison beherbergt sie wöchentlich Gäste aus aller Welt in ihren 14 gemütlichen Kabinen und bringt sie zu den schönsten Inseln Süddalmatiens sowie zu den Nationalparks Norddalmatiens. Alle Reisen mit der San Snova:Rad & Schiff SüddalmatienRad & Schiff Nationalparks DalmatiensMTB & Schiff Süddalmatien MTB-Spezial Mittlerweile bringt die San Snova Gäste aus aller Welt von Insel zu Insel Die komfortablen Gästekabinen laden zum Entspannen und Träumen ein Auf dem Sonnendeck hat man die schönsten Ausblicke auf die Inselwelt Der mit Holz vertäfelte Salon verbreitet eine warme, einladende Atmosphäre, die durch hochwertiges Holzmobiliar auf den Außendecks und eine großzügige Liegewiese auf dem Sonnendeck noch verstärkt wird. So lädt die San Snova ihre Gäste während der Reise zum Entspannen und Träumen ein. Im Winter hingegen liegt das Schiff in der Werft und erhält seine wohlverdiente Pflege – gewissermaßen ihren „Wellness-Winter“. Vom frischen Anstrich über technische Überprüfungen bis hin zu liebevoller Detailarbeit wird alles auf Vordermann gebracht, damit sie zur neuen Saison wieder sicher, gepflegt und in voller Pracht über das Wasser gleitet – bereit für viele weitere Jahre Inselhüpfen. Zurück
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